Am 3. August 2015 verhinderten ca. 70 Aktivist_innen die
Abschiebung eines Irakers von Hildesheim nach Frankreich. Daraufhin kritisierten
Vertreter der hildesheimer CDU das Verhalten der Blockierenden scharf, was
heftige Diskussionen nach sich zog.
So bezeichnete der stellvertretende hildesheimer CDU-Vorsitzende Mirco
Weiß die Aktivist_innen, welche die Abschiebung durch eine Sitzblockade
verhinderten, unter anderem als „Gutmenschen“, was ein Begriff aus dem rechten
Spektrum ist, welcher in erster Linie dazu dient, tolerante und liberale
Menschen zu diffamieren. Ferner regen sich große Teile der CDU darüber auf,
dass es sich bei dem Verhalten der Blockierer_innen um eine gesetzeswidrige
Behinderung eines ordnungsgemäßen Verwaltungsaktes handeln würde. Mirco Weiß
stach bei der Diskussion darüber in erster Linie dadurch hervor, dass er die
Unterstützer_innen der Geflüchteten in „gut“ und „böse“ einteilte, was
lediglich auf ein sehr beschränktes Weltbild schließen lässt. So lobte Weiß
einerseits Initiativen, die sich für die Integration von Geflüchteten mit
Aufenthaltserlaubnis einsetzen, kritisierte aber Menschen, die die Abschiebung
von Geflüchteten ins Ungewisse verhindern.
In Teilen der hildesheimer CDU scheint man humanistische
Werte eher klein zu schreiben, stattdessen wird der Umgang mit Menschen in
Notsituationen bloß auf einen reinen Verwaltungsakt reduziert, gegen den kein
Protest geduldet wird. So flüchtete der betroffene Iraker vor den
faschistischen IS-Milizen aus dem Irak mutmaßlich über Frankreich nach Deutschland,
wo er Verwandte hat, mit denen er zusammenleben will. Da die Behörden der
Meinung sind, dass er dabei über Frankreich eingereist sein soll, soll er laut
Dublin III-Verordnung dorthin abgeschoben werden, da er Europa mutmaßlich dort
betreten habe, obwohl er dort weder über Sozialkontakte verfügt, noch dass es
nötig wäre, ihn aufgrund kleinlich ausgelegter Gesetze in ein Nachbarland
abzuschieben, obwohl sein Antrag auf Asyl auch hier in Deutschland bearbeitet
werden könnte. Um gegen diesen behördlichen Irrsinn zu protestieren und um
allen Geflüchteten ein sicheres Leben in Deutschland zu ermöglichen,
blockierten die Aktivist_innen nun bereits zum 4. Mal eine Abschiebung ins
Ungewisse, ob es der CDU nun passt, oder nicht, denn Menschenleben zählen mehr als
die Durchführung von moralisch fragwürdigen Verwaltungsakten.
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