Mittwoch, 16. Dezember 2015

Nazis gibts in jeder Stadt, auch in Algermissen!

Algermissens Bürgermeister, Wolfgang Moegerle (CDU), gab in der Ausgabe der Lokalzeitung "Kehrwieder am Sonntag" vom 13.12.2015 ein Interview, bei dem er ausführlich auf die Debatte um die sogenannte "Flüchtlingskrise" einging. Darauf angesprochen, dass sich angeblich der Hildesheimer Kreisverband der Neonazipartei "Die Rechte" in Algermissen gründete, stellte er wieder einmal Rechte und Linke auf eine Stufe und negierte, dass es Rechtsradikale in Algermissen geben würde.

Dabei bezog er sich auf die antifaschistische Demonstration des "Aktionsnetzwerkes gegen Rassismus Hildesheim" vom 7.11.2015, welche auch von der Linksjugend ['solid] Hildesheim mitorganisiert wurde. Hierbei behauptete er insbesondere, dass die Organisator_innen der Demonstration bei einem Gespräch mit Vertreter_innen der Gemeinde Algermissen nicht dialogbereit gewesen wären und eine Zusammenarbeit unmöglich gemacht hätten. Dies entspricht aber in dieser Form nicht der Wahrheit. Die Anwesenden Vertreter des Aktionsnetzwerkes waren durchaus daran interessiert, eine gemeinsame Veranstaltung mit der Gemeinde Algermissen durchzuführen, was aber von Vertreter_innen ebendieser durch ihre grundsätzliche Ablehnung quittiert wurde, da sich "Die Rechte Hildesheim" angeblich an einem anderen Ort gegründet haben soll und Algermissen somit der falsche Ort für diese Demonstration gewesen sei und da sie sich an einer kritischen Formulierung gegenüber einer von der Gemeinde organisierte Aktion vom letzten Jahr gerichtet hat. Dementsprechend war die Grundstimmung seitens der Gemeindevertreter_innen von vornherein ablehnend gewesen.

Selbst wenn man davon ausgeht, dass sich "Die Rechte Hildesheim" an einem anderen Ort gegründet hat, stellt diese Algermissen im Internet immer wieder als ihren Gründungsort dar und verleiht Algermissen somit einen gewissen Symbolcharakter, den wir mit der Demonstration angreifen wollten, dabei hätte es uns durchaus gefreut, mit der Gemeinde Algermissen zusammen ein Zeichen gegen Rechts setzen zu können.

Aber auch fernab der Partei "Die Rechte" gibt es, gerade in ländlichen Regionen, oft unorganisierte Neonazis und Menschen, die offen für ihre Hetze sind und gerade bei einem Ort wie Algermissen, in dem mehrere tausend Menschen leben, ist es sehr wahrscheinlich, dass es Menschen gibt, die rechte Tendenzen haben. Durch eine komplette Weigerung dessen, welche sie Wolgang Moegerle betreibt, um Algermissen nicht als rechten Rückzugsort zu benennen, werden den Nazis nur zusätzliche Rückzugsorte geschaffen, in denen sie ungestört leben und agieren können.

In letzter Zeit gab es diverse Hinweise, dass dem so ist. So wurden über einen längeren Zeitraum Aufkleber der Partei "Die Rechte" in der Nähe des Algermissener Bahnhofes und auf Höhe des Bahnhofüberweges geklebt. Auf der Facebookseite der Rechten kommentieren und liken oft bestimmte Personen, die als Wohnort Algermissen angegeben haben. Direkt am Tag nach der Demonstration in Algermissen, trafen sich Faschist_innen von "Die Rechte Hildesheim" im Algermissener Gasthof "Altes Haus", was  sofort im Anschluss im Internet publiziert wurde (http://de.indymedia.org/node/6492). Aber was bisher als eindeutigstes Indiz dafür spricht, ist ein Vorfall, welcher sich am 15.11.2015 gegen 23:15 Uhr im Nachtbus nach Algermissen zugetragen hat. So stiegen an der Bushaltestelle in der Hildesheimer Schuhstraße mehrere alkoholisierte Männer in den Bus ein und begannen, wärend der Fahrt rechtsradikale, homophobe und sexistische Parolen zu gröhlen und sangen volksverhetzende Lieder, unter anderem das verbotetene Horst-Wessel-Lied. Der Busfahrer unternahm nichts dagegen und die anwesenden anderen Fahrgäste waren vom Auftreten der Gruppe zu sehr eingeschüchtert, um sie aufzufordern, dies zu unterlassen. Die Gruppe stieg in Algermissen aus und ging direkt in das Lokal "Rio Grande".

Dies alles zeigt ein weiteres mal, dass es Nazis in jedem, noch so unscheinbar anmutenden, Dorf und in jeder Stadt geben kann. Das zu verleugnen und sich auf fadenscheinige Gründe zu berufen, um antifaschistische Gegenaktionen als unnötig abzutun, nur um den "guten Ruf" Ortes nicht zu gefährden, verschlimmert das Problem nur, weil es den Nazis ungestörte Handlungsspielräume lässt und den gesamtgesellschaftlichen Protest gegen Faschist_innen spaltet.

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